Interview: „Nicht die Frauen müssen sich ändern, sondern die Unternehmen“

Das Manager-Magazin hat ein Interview mit Ralf Kleindick (SPD, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium und Autor des Quotengesetzes) veröffentlicht.

Hier einige Anmerkungen dazu:

Dieses Argument, dass es keine geeigneten Frauen gibt, ist leider ein beliebtes Totschlagsargument. Es stimmt aber nicht. [..] Mir geht es gegen den Strich, dass dies immer nur bei Frauen thematisiert wird. Oder anders: So viel ungeeignete Frauen, wie wir ungeeignete Männer haben, müssen wir erst einmal finden.

Es gibt also vor allem Personen, die für die jeweiligen Positionen nicht geeignet sind.
Umso wichtiger sollte es doch eigentlich sein, die jeweils optimale Besetzung zu finden – unabhängig vom Geschlecht.

Nicht die Frauen müssen sich ändern, sondern die Unternehmen

Wenn Frauen die nötige Qualifikation erwerben, auch zu Überstunden etc. bereit sind, und eventuelle familiäre Ambitionen zurückstellen, dann sind sie konkurrenzfähig.
Unternehmen quasi zu zwingen, ungeeignete Frauen zu befördern (obwohl viele ihre Prioritäten lieber anders setzen würden), ist ein Eingriff in die unternehmerische Freiheit, und wird langfristig für unsere Volkswirtschaft negative Auswirkungen haben.

Unternehmen können es sich nicht mehr leisten, auf die oft besser als männliche Bewerber qualifizierten Frauen zu verzichten.

Diese „bessere Qualifikation“ wäre erst einmal zu belegen.
Gerade in Deutschland werden Unternehmen auch übermäßig gegängelt mit übertriebenen Elternzeitgesetzen, die dazu führen, im Zweifel, einen ähnlich qualifizierten Mann einzustellen.
There ain’t no such thing as a free lunch.
Gerade bei hochspezialisierten Arbeitsplätzen (mit Einarbeitungszeiten bis zu zwei Jahren) und Positionen mit Führungsverantwortung kann der unvorhergesehene Ausfall einer Mitarbeiterin massive Probleme verursachen. Dies ist bei Top-Positionen weniger ein finanzielles Problem, sondern einen qualifizierten Ersatz für begrenzte oder unbestimmte Zeit zu finden.

Ich weise darauf hin, dass gemischte Teams bessere Ergebnisse erzielen. Das ist wissenschaftlich abgesichert.

So? Bei inhomogenen Teams kann es leichter Reibungsverluste geben.

Und ich sage auch ganz klar, dass es für Männer keinen Anspruch auf Beförderung geben kann, wenn sie für den Posten schlechter qualifiziert sind als eine Frau. Tut mir leid, aber so geht es eben nicht.

Natürlich nicht. Hat das irgendjemand verlangt?

Die Gründe für den Gender Pay Gap sind bekannt. Doch nur, weil die Lohnlücke zu erklären ist, ist sie noch lange nicht gerecht.

Und was wäre dann „gerecht“? Gleichmacherei, bei denen Frauen ein gesetzlicher Lohnaufschlag gewährt wird? Oder ein Steuernachlass?

Und niemand soll Karrierehemmnisse befürchten, weil er eine Zeit lang seine Arbeitszeit reduziert.

Wer nicht verfügbar ist, wenn er gebraucht wird, kann nicht erwarten, weiter gefördert zu werden.

Ich habe oft genug mit angesehen, mit welch unsachlichen Argumenten und fiesen Tricks Männer vorgehen, wenn sie ihre Karriere durch eine Frau bedroht sehen.

Welches Glück, dass Frauen niemals auch nur auf die Idee kommen würden, miese Tricks einzusetzen. Und unsachliche Argumente würden sie erst recht nicht bringen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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19 Antworten zu Interview: „Nicht die Frauen müssen sich ändern, sondern die Unternehmen“

  1. mitm schreibt:

    „Ich weise darauf hin, dass gemischte Teams bessere Ergebnisse erzielen. Das ist wissenschaftlich abgesichert.“

    Diese Falschaussage ist an Dreistigkeit inzwischen kaum noch zu überbieten. Es ist wissenschaftlich sehr gut nachgewiesen, daß diese pauschale Aussage nicht stimmt und daß namentlich die Frauenquoten in Unternehmensvorständen nicht generell zu besseren Unternehmensergebnissen führen.
    Ansonsten bleibt hier wieder mal offen, was Teams sind, was „bessere Ergebnisse“ sind, wie man sie messen kann usw., also wieder klassische Propaganda.

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    • mitm schreibt:

      Noch ein Nachtrag zu Kleindieks infantilem Glauben „Ich bin fest davon überzeugt, dass mehr Frauen in den obersten Führungsfunktionen einen Kulturwandel bewirken werden“

      Gerade dazu ist vorein paar Wochen eine Untersuchung publiziert worden, die das Gegenteil beweist und den Effekt sogar sehr plausibel begründet:
      http://www.welt.de/wirtschaft/karriere/article151378828/Frauen-verlieren-als-Chef-Sozialkompetenz.html

      Ich kann mich außerdem an ältere Untersuchungen erinnern (habe aber keine Belege zur Hand), wonach sich der Führungsstil von Männern und Frauen in gehobenen Leitungsfunktionen statistisch nicht unterscheidet. Etwas anderes ist auch kaum zu erwarten, denn die Leute werden gleich ausgebildet und müssen sich nach ihrer Ausbildung selber anhand der gleichen Kriterien optimieren. Wenn man wie Kleindiek eine komplette feministische Gehirnwäsche erlitten hat, glaubt man natürlich, daß alle Männer (außer er selber) testosterongesteuerte Dumpfbacken sind und alle Frauen astrale, herzensgute Lichtgestalten.

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      • Nun ja, für Führungstätigkeiten sind gewisse Skills nötig, die sich mit steigender Position in der Hierarchie anreichern.
        Über einen Kamm sollte man das nicht scheren. Individuelle Unterschiede überwiegen.

        Herrn Kleindieks Männerbild ist in der Tat äußerst negativ, was man besonders im letzten Absatz bemerkt.
        Solche intriganten Männer gibt es zwar, aber Frauen sind auch nicht besser.

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    • Danke für die Bestätigung.
      Ich hatte im Hinterkopf, dass seine Behauptung nicht stimmt, aber keinen passenden Beleg parat.

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  2. Johnathan Irenicus schreibt:

    „Und niemand soll Karrierehemmnisse befürchten, weil er eine Zeit lang seine Arbeitszeit reduziert.“

    Dazu ein simples Beispiel:
    In meiner letzten Firma, habe ich absolut zeitgleich mit einer neuen Kollegin angefangen. Sie war fachlich deutlich schlechter als ich, weshalb ich nach kurzer Zeit mit einem eigenen Projekt, und sehr viel schwierigen Aufgaben als sie betraut wurde. Nach ca. 1 Jahr, wurde sie schwanger. 3 Monate Mutterschaftsurlaub und 15 Monate Elternzeit später, kam sie zurück. Einen Monat vorher musste das Unternehmen zwei Mitarbeiter entlassen, da wir zwei wichtige Kunden verloren hatten.
    Ich wurde zusammen mit einem Kollegen entlassen. Sie war im Erziehungsurlaub nicht kündbar, obwohl sie nach allen objektiven Massstäben deutlich unqualifizierter war.

    Also bringt die Elternzeit nicht nur weniger Erfahrung im Arbeitsberich mit sich. Es entfällt außerdem das Risiko entlassen zu werden.

    Der Karriereknick ist damit quasi doppelt gerechtfertigt.

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    • Danke für das Beispiel Solche Fälle sind wohl kein Einzelfall.
      Das ist die Kehrseite der Gesetze, die Frauen einseitig schützen und bevorzugen. Es gereicht einerseits Männern (und durchaus auch Kolleginnen) zum Nachteil. Andererseits zögern Arbeitgeber – insbesondere bei hochqualifizierten Stellen – Frauen einzustellen oder zu befördern.
      Bei niedrig qualifizierten Positionen ist das nicht so akut, weil die Mitarbeiter dort leichter austauschbar sind.
      Und auch bei „typischen“ Frauenberufen stellt sich das Problem weniger, weil es da kaum männliche Konkurrenz gibt.

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  3. Yeph schreibt:

    Ich habe gelesen und mir wurde erklärt dass Frauen weit streitsüchtiger sind als Männer auf dem Arbeitsplatz. Es gibt auch einige sehr seltene Studien zu dem Thema:

    http://www.bloomberg.com/bw/articles/2013-11-25/why-are-women-so-bitchy-to-each-other

    Wenn dieses Thema so überaus wichtig und wirtschaftlich relevant ist, fragt mann sich wieso niemand das heisse Eisen anfassen will?

    Es gibt auch einen deutschen Text zu dem Thema, den ich zuhause aufsuchen muss….

    Ich habe dieses Phänomen auch beruflich erlebt wie z.B. hier:

    Junge Richterinnen, Diskussionsstile und Zickereien

    Kürzlich hat jemand bei Christian gepostet, dass die Russen keine Frauen mehr bei Weltraummissionen wollen, wegen dem Problem, jedoch ohne Quellennachweis….

    MfG
    Yeph

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    • Stutenbeißerei ist leider weit verbreitet.
      Es ist deutlich häufiger bei Frauen als Männern so, dass sie Kritik an ihren Ansichten als persönlichen Angriff werten.
      Auch der Krabbenkorbeffekt spielt eine wesentliche Rolle.

      Trotzdem sollte man nicht zu sehr verallgemeinern. Viele Frauen sind durchaus verträglich und umgänglich.
      Meine – rein persönliche – Meinung dazu: Ein befriedigendes und erfülltes Sexualleben trägt maßgeblich zur Ausgeglichenheit bei. Eine entspannte Frau ist nicht zickig.

      which implies that thin women encounter more of this „indirect aggression“ than overweight women do

      Auch wenn dies wieder ein ganz anderes Thema ist, aber das kann ich aus meiner Erfahrung so bestätigen.

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      • Yeph schreibt:

        Ach ja der Krabbenkorbeffekt, hatte ich vollkommen vergessen 😉

        Ich habe erlebt, dass die Gegner von starken Frauen eher Frauen als Männer sind, mit Ausnahme der Alphas, die nicht umsonst Alphas sind 😉

        Vielleicht kommen viele Frauen auch nicht mit der Verantwortung in hohen Positionen klar. Im Moment bin ich mit unseren Vorgesetztinnen ganz zufrieden, die Oberstaatsanwältin und die Präsidentin unseres Gerichts. Ich mag starke Frauen, nur keine Zicken …

        Ich kannte ein sehr junge, nette und schöne Frau die bei der Polizei angestellt war, allein unter vielen Männern und fragte sie besorgt wie schlimm das für sie wäre. Sie sagte alle wären überaus nett zu ihr und alles wäre ok …. 😉 So kann mann sich irren 🙂

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        • Auch wenn es schon deutliche und auffällige Häufungen gibt, darf man dennoch nie vergessen, dass jeder einzelne Mensch ein Individuum ist, und sich völlig abweichend verhalten kann.

          Genau wie bei deinem Beispiel mit der Polizistin komme auch ich (fast immer) mit Männern wunderbar klar. Andere Frauen können (!) da eher ein Problem darstellen.

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  4. Pingback: Blogparade: Frauen und Geld | ☨auschfrei

    • Bestehende Kinder sind IMHO weniger das Problem. Die Eltern werden schon wissen, wie sie das zeitlich organisieren.
      Aber dass eine Mitarbeiterin, der der Arbeitgeber verantwortungsvolle und hochspezialisierte Aufgaben übertragen hat, auf längere, unbestimmte Zeit ausfallen könnte, schon eher. Dafür einen – befristeten – Ersatz zu finden, kann unmöglich sein. Und dann kommt das nächste Kind, sie entscheidet sich, ganz daheim zu bleiben, und dem Arbeitgeber bleibt nur der Schwarze Peter.

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      • aliasnimue schreibt:

        Kinder sind durchaus ein Problem. Besonders bei alleinerziehenden Müttern. Meistens ist das schon ein k.o.-Kriterium.
        Ihnen stehen 20 bezahlte Krankheitstage für das Kind zu. Das schreckt Arbeitgeber einfach ab.

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        • Wir haben auch ein paar Mütter (ob sie alleinerziehend sind, weiß ich gar nicht) bei der Belegschaft.
          Diese Krankheitstage sind eigentlich kein bedeutendes Problem. Werden eigentlich auch von Vätern in Anspruch genommen, falls nötig.
          Und die Kinder werden ja täglich älter. Irgendwann lösen sich eventuelle Probleme von selbst.

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          • aliasnimue schreibt:

            Leider sehen das viele Arbeitgeber anders. Ich weiß selbst von Müttern, die ihr Kind mit hohem Fieber alleine zuhause gelassen haben aus Angst vor dem Arbeitsplatzverlust.

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            • Naja, wenn diese Krankheitstage überhand nehmen, ist das schon ärgerlich für den Arbeitgeber. Vielleicht haben einige schon schlechte Erfahrungen damit gemacht.
              Bei uns hält es sich in akzeptablen Grenzen, und – wie gesagt – manchmal werden sie auch von Vätern wahrgenommen.

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