#Männerwelten – die sexistische Dämonisierung der Männlichkeit

Als ich am letzten Freitag einen Blick auf Twitter warf, trendete der Hashtag #Männerwelten.
Ich erfuhr, dass es um ein Video von Joko und Klaas auf Pro7 ging.

Das Video handelt von „Belästigung von Frauen“ und dauert eine Viertelstunde. Ich hatte keine Zeit, es mit voller Aufmerksamkeit zu betrachten. Kann sein, dass ich relevante Passagen übersehen habe. Aber ich werde es mir bestimmt nicht noch einmal ansehen!
Der Titel soll eine Analogie zu Körperwelten (eine Ausstellung mit plastinierten menschlichen Körpern) ziehen. Im Laufe der Sendung erinnerte mich die Inhalte aber mehr und mehr an #aufschrei und #metoo.

Die bekannte Feministin Sophie Passmann führt durch die Sendung, und lässt zunächst einige andere prominente Frauen zu Wort kommen.
Diese berichten von zugeschickten Dickpics, unflätigen Nachrichten, Kommentaren und Chatverläufen.
Auch wenn ich von diesen Frauen (außer Frau Rojinski) noch nie gehört hatte, stehen sie dennoch im Lichte der Öffentlichkeit. Ihre Erlebnisse auf den Alltag der Normalbevölkerung zu übertragen, ist schon sehr gewagt. Zu berücksichtigen ist außerdem, dass sie vermutlich die allerschlimmsten und abstoßendsten Nachrichten ausgewählt haben, die sie im Laufe längerer Zeit erhalten haben. Diese ihre Erfahrungen sind sicherlich nicht repräsentativ für andere Frauen, werden aber als Standard propagiert. Außerdem bin ich sicher, dass auch prominente Männer ebenso von rüden Nachrichten nicht verschont bleiben. Vielleicht sind diese weniger sexualisiert, aber das macht sie nicht besser oder leichter erträglich.

#Männerwelten übertreibt das Aufkommen von Dickpics und unerwünschten Nachrichten in sozialen Medien enorm. Obwohl ich schon mehrere Jahre bei Twitter bin, habe ich noch nicht ein einziges Mal ein Dickpic ohne vorherige Absprache zugeschickt bekommen. Was habe ich da falsch gemacht?
Wenn ich eine Nachricht bekomme, die mir nicht gefällt, dann lösche ich sie (wie ich es ein- oder zweimal gemacht hatte, als ich von Frauen mit widerlich „heißen Gedanken“ vollgespammt wurde). Wenn ich überhaupt keine Nachrichten bekommen will, so schließe ich mein DM-Fach. Andere soziale Medien lassen sich ähnlich konfigurieren. Warum also das Geschrei?
Erwachsenen Frauen sollte man das nun wirklich zutrauen können, auch wenn Feminismus sie in einem fortgesetzten Zustand der Unmündigkeit halten will.
Feminismus greift meine Autonomie und Selbstbestimmtheit an, weil es mir vorschreiben will, ich solle mich von Bildern, Scherzen, Komplimenten belästigt fühlen. Nein, danke! Ich entscheide selbst, was mich belästigt. Vulgäre Nachrichten sind zwar widerlich, aber löschbar.
Und wer sich als Frau sexualisiert im Profil darstellt, braucht sich erst recht nicht zu wundern, wenn entsprechende Nachrichten eintrudeln.

Nach den Kommentaren und Chatverläufen folgte übergangslos (ich kann allerdings nicht ausschließen, dass ich etwas nicht mitgekriegt habe, weil ich nicht voll konzentriert das abstoßende Video verfolgen konnte) das Thema Vergewaltigung. Dabei besteht zwischen Online-„Belästigung“ und Vergewaltigung ein himmelweites Feld. Was ist mit unangebrachten Bemerkungen IRL, was mit körperlichen Übergriffen? Es wurde eine Reihe Kleider gezeigt, die angeblich von Frauen getragen worden waren, als diese vergewaltigt wurden. Das lässt sich nicht nachprüfen. Auch nicht, nach welchen Kriterien diese Kleider für die Sendung ausgesucht wurden. Somit war diese Aufzählung völlig ohne Aussagekraft.

Es wurde beleglos behauptet, dass fast die Hälfte aller Frauen in Deutschland schon mindestens einmal sexuell belästigt wurde. Bedeutet im Umkehrschluss immerhin, dass über die Hälfte der Frauen noch niemals sexuell belästigt wurde.
Dazu sollte man im Kopf behalten, dass keine eindeutigen Kriterien vorliegen, was eine sexuelle Belästigung definiert. Nach feministischer Deutung ist das alles, wovon sich eine beliebige Frau belästigt fühlen könnte. Dazu gehören u.a. ein längerer Blick, das Zuschicken bestimmter Nachrichten, eine misslungene Anmache oder auch zu wenig Unterstützung im Haushalt.
Wenn sich tatsächlich derbe Sprüche häufen, liegt das vielleicht am eigenen Umfeld. Die Eigenverantwortung, darauf zu achten, mit welchen Leuten man sich umgibt, und in welche Situationen man sich begibt, lässt sich nicht an die Gesellschaft delegieren.

Zum Schluss wurde noch auf die Unterstützung durch Terre des femmes hingewiesen, eine feministische Organisation, die bekannt für ihre Ablehnung von Prostitution und Transsexualität ist.

Im ganzen Film kam nicht ein einziges Mal ein Mann zu Wort. Es wurde über Männer hergezogen, und die Botschaft verbreitet, dass Männer monströse Täter, und Frauen unabänderlich unschuldige Opfer sind. Schuld sind immer nur die pösen, pösen Männer.
Was ist mit Männern als Opfer? Was mit Frauen als Täterinnen? Nicht der geringste Hinweis in diesem sexistischen Machwerk. Oder habe ich das verpassmannt?

Ja, es gibt solche Männer (und Frauen ebenfalls), die abstoßend vulgäre Nachrichten schreiben. Das rechtfertigt aber noch lange nicht, von diesen wenigen auf alle Männer zu schließen. Die allermeisten Männer (und Frauen ebenfalls) sind anständig, und machen nichts absichtlich, von dem sie annehmen, dass es den Empfänger der Nachricht unangenehm ist, oder gar stört. Aber irren ist menschlich. Wer kann schon Gedanken lesen?
Jeder Mensch ist nur für die eigenen Handlungen verantwortlich, und nicht für die anderer, die (nach welchen Kriterien auch immer) seiner Gruppe angehören. So war dieser Film ein unerträgliches Männerbashing, das Männer rein aufgrund ihres Geschlechts beschämt und dämonisiert. Aufrufe, Männer hätten gefälligst dafür zu sorgen, dass Frauen nicht belästigt werden, sind absolut unangebracht. Sie nehmen einerseits Männer in kollektive Haftung, und setzen anderseits Frauen herab, indem sie ihnen nicht zutrauen, selbst mit solchen unwillkommenen Sprüchen klarzukommen, und sie zusätzlich ängstigen.

Welchen anderen Sinn hatte das Machwerk, als Männer und Frauen zu spalten, und Hass und Hetze zu verbreiten?
Männer und Frauen ergänzen sich. Den allerallermeisten Menschen liegt an einem freundlichen Verhältnis zueinander. Das wird durch solche tendenziösen, sexistischen Darstellungen ausgehebelt, die jetzt auch noch auf Pro7 einem großen Publikum vorgeführt wurde.
Wo ist die Empathie für o.B.d.A. Männer, die einfach gerne eine Frau kennenlernen wollen, aber schüchtern und noch unerfahren sind? Nach solch einer Sendung werden sie erst recht davon Abstand halten, Frauen anzuschreiben.
Die wenigen Widerlinge, die tatsächlich solche unflätigen Nachrichten verschicken oder sich sich unangemessen übergriffig verhalten, wird man mit diesem Video nicht beeindrucken. Denen ist das wurscht, und sie werden ihr Verhalten nicht dadurch ändern. Die Leidtragenden sind alle anständigen Menschen, denen damit Unrecht getan wird.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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17 Antworten zu #Männerwelten – die sexistische Dämonisierung der Männlichkeit

  1. Rudi aus Buddeln schreibt:

    Passmann und sexuelle Belästigung passen super zusammen. Die wird bestimmt ständig sexuell belästigt, weil alle Kerle sofort spitz werden wenn sie die sehen. Männer stehen bekanntlich auf in jeder Beziehung unsympathische Sexistinnen

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  2. keloph schreibt:

    es war ist und wird ein schwieriges thema bleiben. es gibt täter und opfer und menschen, die sich anmassen über das eine wie das andere zu urteilen. und ich sag es ganz ehrlich, ich finde mich nicht mehr wirklich zurecht. allerdings habe ich auch keine not.
    menschen, welche die kulturellen und gesellschaftlichen grenzen überschreiten, gehören zurechtgewiesen, aber wo sind diese grenzen definiert? und scheinbar gibt es im echten und im virtuellen leben unterschiede in dem grad der grenzüberschreitung. belästigendes kann im virtuellen leben gelöscht werden. im echten eher nicht.

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    • Am angenehmsten ist unser aller Leben doch, wenn alle einander mit Anstand und gegenseitigem Respekt behandeln.
      Die weitaus meisten Menschen tun dies auch.

      Bei #Mannerwelten wird die Schuld für (echte oder eingebildete) Verfehlungen (egal ob versehentlich oder absichtlich) einseitig Männern zugeschoben, und zwar pauschal allen Männern.
      Ein versöhnlicher Film, der Belästigung neutral und realistisch behandelt, hätte meine Unterstützung bekommen, aber dieses spalterische, sexistische Machwerk ganz bestimmt nicht.

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      • keloph schreibt:

        ich habs mir gar nicht angeschaut. meist sind solche beiträge genau das, was sie nicht sein sollten. tendentiös. es wird schwierig bleiben, solange keine einsicht da ist. von beiden seiten.

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      • Murdoch schreibt:

        Ich würd ja wetten der muslimische Frauenzerhacker bekommt dort weniger Schuld und sehr viel Verständnis verglichen mit dem Stare-Rapist der Martin heißt.

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  3. Klopfer schreibt:

    Ich musste mir auch bei der Stelle „männliche Influencer kriegen nie sexistische Kommentare“ das Augenrollen verkneifen. Ernsthaft? Männliche Influencer kriegen nie zu hören, dass sie hässlich oder Wichser wären, sicher keine Frau abkriegen oder befriedigen könnten oder bestimmt einen kleinen Pimmel haben? Ich bin nicht mal Influencer und kriege solche Botschaften (oft von Frauen – die ja auch einen großen Teil der sexistischen Kommentare an andere Frauen verfassen würden), wenn ich auf Twitter o.ä. mal dem allgemeinen Tenor bei solchen #Metoo-Themen widerspreche.

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    • Da es nach feministischer Prämisse keinen Sexismus geben Männer geben kann, wären das alles ja auch gar keine sexistischen Kommentare.
      Aus feministischer Sicht ist das völlig konsistent. Da muss man noch nicht mal zählen.

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  4. blindfoldedwoman schreibt:

    Ich habe es mir jetzt angesehen. Keine Verallgemeinerungen. Nichts dran auszusetzen. Ist gut gemacht.

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  5. davidwonschewski schreibt:

    Ich nehme an, die benannten „xy-Pics“ sind eh nur ein Platzhalter. 15 Minuten, Fernsehen – da braucht man etwas, auf das man es radikal runterbrechen kann. Ähnlich wie die Schlagzeile in dem, was wir einst „Zeitung“ nannten. Aber genau das ist, richtig, das Problem: es wird alles in einen Köcher geworfen, was einem – oder einer – nicht in den Kram passte, ungut ausging. Es funktioniert (wenn auch nicht bei allen), weil eben ein Teil auch stimmt. Ich kenne Frauen, die mir schon vor Jahren erzählten, dass auch sie ungefragt schon derlei Pics erhielten. Dass frau sich davon manchmal amüsiert, manchmal bedrpht fühlt, doch, kann ich schon nachvollziehen. Womit wir beim Hauptproblem sind: niemand fragt so richtig warum manche Kerle das machen. Also in dem Sinne, dass soetwas stets eine Wechselwirkung ist. Derlei Pics verschickt habe ich nicht – was mit Selbstekel zu tun hat – aber ich gestehe, dass ich vor 15 Jahren Online Dating machte. Und ja, ich war einer von denen, die irgendwann wahllos immer den gleichen Copypaste Text schickten, nur vorne den Namen austauschten. Klar ist das arm, aber es hat eine Geschichte, ein Werden. Und das Dumme ist: es hat wesentlich besser funktioniert als an einer ach wie persönlichen Message an zwei bis drei Damen ewig rumzuschnitzen. Warum? Keine Ahnung. Müsste man Frauen fragen, warum Mist besser funktioniert als Aufrichtigkeit. War halt so. Würde ich daher jedem OnlineDater empfehlen auch so zu machen.
    Aber das ist zu komplex. Daher: eine Seite gut, die andere böse. Das Warum sollen die Psychologen klären.

    Guter Text, danke dafür – und feinen Abend!

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  6. Doppelmoral schreibt:

    Sexuelle Belästigung inklusive Gewaltverherrlichung gegen Männer (z. B. zum Spaß zwischen die Beine treten ) als Werbetrailer oder als Kinofilm für 6-jährige ( „Voll auf die Nüsse “ ) ist lustig und quasi verstaatlicht.
    Aber eben nur bei den genitalisierten B-Menschen, die keine Würde haben; also kann man diese auch nicht verletzen.
    Bei gleicher Darstellung mit Umkehrung der Geschlechter wäre der Teufel, bzw. die Teufelinnen los;
    ein neuer nie da gewesener Frauendiskriminierungshöhepunkt wäre diesmal zu Recht ausgerufen
    und schlicht und einfach unmöglich.
    Und wo bleibt Gender?…….Ach nein..
    Aus dieser Richtung kommt ja dieser etablierte Brachialchauvinismus.

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