Zum Artikel in der Zeit haben sich u.a. bereits Adrian und Miria geäußert, und gute Argumente gebracht.
Mir stößt besonders ein weiterer Aspekt auf.
Die Autoren Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer versprechen Männern „besseren Sex“, wenn diese zu Feministen werden. Die Message des Textes ist eindeutig: „Werde Feministist, und du kriegst grandiosen Sex!“
Jedoch fehlt diesem Versprechen jegliche Begründung.
Die Autoren zählen lediglich auf, was Männer tun sollen (sich informieren, sensibilisiert sein, Frauen genauso wie Männer behandeln, bei Sexismus einschreiten, Kampagnen unterstützen), unterlassen aber jeglichen Querhinweis, inwiefern sich dies auf eine bessere Sexualität auswirken soll.
Ohne irgendeinen Beleg oder logische Verknüpfung, darf die Vermutung gestattet sein, dass es auch keinen Zusammenhang gibt. Keine Korrelation, und eine Kausalität schon gleich gar nicht.
Das ist reiner Dummenfang, und ich hoffe nur, dass nicht wirklich jemand so blöd ist, um dem auf den Leim zu gehen.
Mit der gleichen Berechtigung wie die beiden Zeit-Autoren könnte ich behaupten, dass Männer, die sich als Feministen derart anbiedern, sämtliche erotische Anziehungskraft verlieren.
Sex mit einem Feministen stelle ich mir doch recht öde und langweilig vor. Ich habe auch nicht die geringste Lust, ständig meine Zustimmung bekräftigen zu müssen, ausdrücklich meine Erlaubnis für jede Kleinigkeit erteilen zu müssen, und meine Begeisterung unüberhörbar ausdrücken zu müssen – so wie dies vom Feminismus gefordert wird. Dies ist absolut sexfeindlich, und wird durch solche tendenziösen Zeitungsartikel sicherlich nicht geändert.
Der Zeit-Artikel endet mit
Wollen wir Gewalt an Frauen in Zukunft wirklich verhindern und in einer Gesellschaft leben, die ihre Potenziale voll ausschöpft und in denen es allen gutgeht, gibt es nichts Besseres, als Feminist zu werden. Schließen Sie sich uns an und leben Sie die Gleichberechtigung! Sie werden sehen, es lohnt sich.
Einerseits von „Gleichberechtigung“ faseln, andererseits nur „Gewalt an Frauen“ – nicht jedoch an Männern – verhindern wollen, das ist an doppeltmoralischer Scheinheiligkeit und Sexismus nicht zu überbieten.
Ich komme langsam an den Punkt, da. Ich mich als reaktionär bezeichnen würde. Nicht als reaktionär im Sinne von „ewiggestrig“, sondern eher so „ich war mal sehr prigrssiv, aber langsam reicht es“. Das nimmt derart lächerliche Züge an, ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll.
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Die Zeiten ändern sich. Nicht immer zum Besseren.
Ich habe auch den Eindruck, dass Ignoranz, Vereingenommenheit und Faktenresistenz in unserer Gesellschaft tendenziell zunehmen.
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Deine Behauptung über die sexuelle Attraktivität von Feministinnen lässt sich deutlich besser begründen als die Position der beiden. Auch wenn es nur ein rhetorischer Trick ist: so unter den Scheffel stellen musst Du Deine Behauptung nicht.
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Danke für die Bestätigung, und schön, dass du hierher gefunden hast.
Feminismus zieht wohl insbesondere unattraktive Menschen an, und macht die dann noch unattraktiver.
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Attraktive Menschen haben es im allgemeinen auch leichter im Leben. Der erste Eindruck ist oftmals optisch. Je „besser“ das eigene Leben läuft, desto weniger Interesse hat man, die Umstände zu ändern – okay das war jetzt auch irgendwie eine Binsenweisheit. Egal 😛
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Ja, so ungefähr war mein Gedankengang.
Aus der Attraktivität (wozu auch Ausstrahlung, Selbstsicherheit, etc. zählen, die sich teilweise gegenseitig bedingen) folgt leichterer Erfolg (wie auch immer man den definieren mag, und auch hier gibt es wieder eine Rückkopplung).
Wer dagegen gehäuft Ablehnung, Misserfolg, etc. erfährt, ist generell anfälliger für Ideologien, die ihm eine Lösung versprechen, oder zumindest einen Sündenbock präsentieren.
Für Frauen ist Feminismus eine naheliegende Ideologie.
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Zunächst mal vielen Dank, dass dir auch meine Analyse des Artikels gefallen hat!
Den Punkt, dass der bessere Sex nicht begründet wird, habe ich doch tatsächlich übersehen.
Allerdings habe ich doch ein Problem mit der folgenden Stelle in deinem Text:
„Sex mit einem Feministen stelle ich mir doch recht öde und langweilig vor. Ich habe auch nicht die geringste Lust, ständig meine Zustimmung bekräftigen zu müssen, ausdrücklich meine Erlaubnis für jede Kleinigkeit erteilen zu müssen, und meine Begeisterung unüberhörbar ausdrücken zu müssen – so wie dies vom Feminismus gefordert wird. Dies ist absolut sexfeindlich, und wird durch solche tendenziösen Zeitungsartikel sicherlich nicht geändert.“
Deine Vorstellung kannst du natürlich haben. Das Problem ist hier aber auch, dass du irgendwelche Forderungen einzelner als allgemein vom allen Feministinnen akzeptiert darstellst.
Ich bin nur sicher, dass ich nicht sexfeindlich bin! (für Belege darfst du gerne auf meinem Blog schauen)
Außerdem empfinde ich deinen letzten Kommentar schon ziemlich beleidigend. Du müsstest eigentlich wissen, dass die Optik nichts mit den Einstellungen einer Person zu tun hat!
Schade, was den Artikel in der Zeit angeht, scheinen wir doch ähnlicher Meinung zu sein.
Liebe Grüße trotzdem,
Miria
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Bei deinem Blogeintrag hat mir speziell die Stelle gefallen, an der du kritisierst, dass der Zeit-Artikel die Selbstverantwortlichkeit von Frauen nicht genügend ernst nimmt.
Soweit ich es überblicken kann, gibt es keine feministischen Forderungen, die wirklich von allen Feministinnen so akzeptiert und geteilt werden.
Ich beschränke mich deshalb auf das, was ich als vom feministischen Mainstream als befürwortet beurteile.
Ich lese dein Blog sporadisch, und halte dich nicht für sexfeindlich – allerdings auch nicht für die „typische Feministin“ (nimm das bitte als Kompliment).
Ich verstehe Attraktivität bzw. Unattraktivität nicht als rein optische Eigenschaft.
Schönen Tag und lg
Anne
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Ob das Argument „besserer Sex“ den Tatsachen entspricht oder nicht, ist völlig Banane.
Das einzig schlagende Argument, das mich als Mann zum Feminismus bewegen könnte, wäre Gerechtigkeitssinn; allerdings müsste zuvor eine Ungerechtigkeit plausibel gemacht werden (ist nicht geschehen, also lasse ich es).
Generell empfinde ich den Aufruf als nicht innovativ genug. Wie wäre es mit Ablasszetteln? Sobald das Geld in der Kasse klingt …
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Nun, das „Gerechtigkeitspendel“ schlägt schon seit langem zu Gunsten der Frauen aus.
Dass sich Feminismus einsetzt, um Männern mehr Rechte zu verschaffen, ist wohl recht unglaubwürdig.
Da „Brot und Spiele“ als Anreiz schon lange nicht mehr ausreichen, musste hier Sex als Köder herhalten.
Das wird nicht funktionieren. Geld als Lockmittel wäre natürlich auch eine Möglichkeit.
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