Die Zeit: „Sexismus am Arbeitsplatz“

In der Zeit wurde eine Liste mit Sprüchen veröffentlicht, die Frauen angeblich an ihrem Arbeitsplatz gehört hätten.

Ohne die einzelnen Sprüche jetzt kategorisieren zu wollen, halte ich etwa ein Drittel für völlig harmlos (z.B. „Warum guckst du immer so grimmig? Jetzt lächle mal!“), ein weiteres Drittel für situationsabhängig nicht OK, aber akzeptabel (z.B. „Und, gehen Sie jetzt zur Kita?“), und nur das restliche Drittel für daneben und unangemessen (z.B. „So wie die herumkommandiert, ist die sicher chronisch untervögelt.“).

Zu einer freundliche, konstruktiven Arbeitsatmosphäre gehört es auch, Mitarbeiter und Kollegen nicht nur auf ihre Funktion als sexlose Arbeitskräfte zu reduzieren, sondern sie als individuelle Menschen, die selbstverständlich auch eine Geschlechtlichkeit haben, wahrzunehmen.
Da können Äußerungen wie „Kein Problem, ich treff mich immer gerne mit attraktiven Frauen.“ zu einem lockeren und aufgeschlossenen Arbeitsklima beitragen.

Was sind das für Mimosen, die aus Bemerkungen wie „Komm, setz dich zu uns, damit wir etwas Hübsches zum Angucken haben.“ ein #aufschrei-mäßiges Drama machen? Sind sie sich in ihrer fachlich-beruflichen Kompetenz und der eigenen Professionaltät so unsicher, dass sie sich dadurch bedroht fühlen? Anders kann ich mir das kaum erklären.
Gerade heute habe ich auf meinem anderen Blog die Geschichte veröffentlicht, wie ich das erste Mal Führungsaufgaben übernommen hatte. Die Mitarbeiter hatten versucht, mich etwas irrezuführen (allerdings ohne sexuellen Bezug). Natürlich hätte ich zum Chef rennen und mich ausheulen können, zog es aber vor, die Angelegenheit souverän und humorvoll zu lösen. Nur so erwirbt man dauerhaft Respekt und Anerkennung, nicht durch zimperliche Jammerei, Selbstinszenierung als unterdrücktes Daueropfer oder Unterlassensforderungen – das ist Kindergartenniveau, und eines erwachsenen Menschen unwürdig.

Diese Liste in der Zeit ist ein reiner Hetzartikel, der nichts anderes bezweckt, als das Verhältnis zwischen Männern und Frauen zu vergiften und weiter zu spalten. Ein völlig normaler, freundlicher und unbefangener Umgang wird so unmöglich gemacht. Solche Texte führen dazu, dass Männer die Kommunikation filtern, jedes Wort auf die Goldwaage legen, und Frauen nicht mehr als ihre vertrauenswürdigen Kolleginnen und Mitmenschen wahrnehmen, sondern nur noch als potentielle Aufschreierinnen.

Für Arbeitgeber wird es so zum unkalkulierbaren Risiko, gemischte Teams einzusetzen. Das Betriebsklima leidet. Die Mitarbeitermotivation sinkt.
All das nur, weil einzelne Personen nicht fähig sind, kollegiale Scherze und Komplimente mit der gebotenen Gelassenheit aufzunehmen.

Im zugeordneten Interview wird dann wieder mal behauptet:

Sexismus ist ein Werkzeug, mit dem Männer ihre Macht sichern

Dies ist eine bösartige, männerfeindliche Unterstellung!
Sexualität gehört zum Leben dazu. Im Berufsleben spielt sie zwar normalerweise keine Rolle, aber sie völlig auszublenden geht auf Kosten von Kreativität, Motivation, Engagement, Mitarbeiterzufriedenheit. Sola dosis facit venenum.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

28 Antworten zu Die Zeit: „Sexismus am Arbeitsplatz“

  1. GOI schreibt:

    Zurecht wird in den Kommentaren darauf hingewiesen, dass mal wieder nur Frauen befragt wurden.
    Ich empfehle mal ehemalige Zivildienstleistende nach ihren Erfahrungen zu fragen.

    Gefällt 1 Person

  2. SG schreibt:

    „Dann bewegen Sie Ihren fetten Arsch[.. ]“ und andere. Sind fette Beleidigungen, aber Sexistisch?

    Like

    • Wenn nur das Gesäß fett ist, dann schon.
      Ist dagegen die ganze Person fett, dann eher nicht.

      In jedem Fall ist eine derartige Äußerung mieser Stil, die die Grenzen des akzeptablen überschritten hat.

      Gefällt 1 Person

      • Jonas schreibt:

        du meinst es ist „sexistisch“, wenn man bei einer Person, bei der „nur das Gesäß fett ist“ diesen spruch raushaut? das hätte ich gerne erläutert.

        für mich gilt, dass dieser spruch grundsätzlich in ordnung ist, wenn der kontext stimmt. D.h.: wenn es freunde untereinander sagen oder jemand wirklich so faul ist, dass etwas explizitere wörter erlaubt sind. egal wie fett der Po oder die Person ist.

        Like

        • Die Unterscheidung bezog sich auf die Fettverteilung. Frauen (zumindest ein bestimmter Typus) nehmen Fett vor allem am Gesäß zu, und können ansonsten schlanker sein.
          Männer dagegen setzen Fett i.A. hauptsächlich am Bauch an, oder gleichmäßiger verteilt, aber keinesfalls ausschließlich am Gesäß.
          Zugegeben – diese Unterscheidung ist nicht so völlig sauber (und cum grano salis zu interpretieren). Aber schließlich ist schon die Definition von Sexismus alles andere als eindeutig.

          Der Kontext hier war, dass der Gast in einem Club eine Mitarbeiterin so angesprochen hat.
          Freunde untereinander sind ein ganz anderer Fall. Da kennt man sich, und weiß, wie weit man gehen darf, ohne den anderen zu beleidigen.
          Hier ging es aber ausdrücklich um berufliche Situationen – also keine Freunde untereinander, sondern etwa mit Kollegen oder Kunden.

          Like

          • SG schreibt:

            Wie gesagt, solche Sprüche gehen gar nicht. Aber ich sehe das sexistische immer noch nicht. Das sagt man genau so auch zu einem Mann. Und in beiden Geschlechtsfällen unabhängig von der tatsächlichen ‚Ausstattung‘

            Like

            • Meinst du?
              Ich nutze solche Ausdrücke gar nicht, und höre sie auch höchstens mal im Fernsehen. Es fehlt mir also die Erfahrungsbasis, zu beurteilen, inwieweit die Fettverteilung tatsächlich ein Kriterium ist.

              Like

  3. only_me schreibt:

    „Frauen nicht mehr als ihre vertrauenswürdigen Kolleginnen und Mitmenschen wahrnehmen“

    Das ist so offensichtlich, dass ich mich frage, ob das der eigentliche Sinn der Übung ist.

    Like

  4. Jonas schreibt:

    interessant ist auch, wie rigide die ZEIT den kommentarbereich filtert. ich selbst kommentierte ebendiesen artikel und wurde zensiert, weil ich geschrieben habe, dass artikel wie dieser prüdes gejammer sind, die den zweck haben gegen die überflüssigkeit des feminismus anzukämpfen und darüber hinaus dazu führen, dass die gesellschaft gespalten wird.

    http://www.zeit.de/arbeit/2017-09/sexismus-arbeitsplatz-sprueche-frauen?commentstart=609&cid=15480445#cid-15480445

    auch sonst wurden auffällig viele kommentare entfernt obwohl die ZEIT in der letzten zeit eigentlich liberaler mit den kommentaren umgegangen ist.

    Like

  5. Plietsche Jung schreibt:

    Gerne werden Dinge und Verhaltensweisen auf andere projiziert, die man eigentlich bei sich selbst ausmerzen möchte.

    Wer weiß schon, was für ein schlimmer Finger der Autor ist ….
    Insofern: Lächeln und Drüberstehen.

    Like

  6. Broken Spirits schreibt:

    Mich würde ja zusätzlich mal interessieren, von wem die Sprüche tatsächlich kamen. Es steht zwar dabei „$Mann, $Position, $Alter“ – aber ob das so stimmt? So wie ich das mitbekomme: Die krassesten Beleidigungen gegenüber Frauen kommen … von Frauen. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, kann vielleicht ein Liedchen davon singen. Ausdrücke wie „Elefant“ oder „Arsch wie ein Brauereigaul“ sind nicht selten, wenn eine Frau einer anderen Frau den Weg versperrt/ anrempelt oder sich vordrängelt 😛
    Und das alles andere als humorvoll oder scherzhaft sondern (sozusagen) aufrichtig erbost. Mich würde es spontan nicht wundern, wenn Beleidigungen und Geschlecht mal so zusammengemischt wurden, daß es zur gewünschten Kernaussage paßt.

    Ich glaube nicht, daß sich eine Kollegin von mir auf diesen Zeitungsartikel gemeldet hätte, nur weil ich zu ihr mal gesagt habe „Schwing mal Deinen Arsch zur Seite“ – dafür bekomme ich ähnliche Retourkutschen einfach zu oft (und ich teile genauso oft in gleichem Tonfall aus) – wir müssen beide immer lachen. Für einen Außenstehenden mag das manchmal durchaus befremdlich klingen – aber es paßt. Dafür arbeiten wir einfach zu gerne zusammen und helfen uns gegenseitig „unter der Hand“ (also am Scheffradar vorbei).

    Und manche Sprüche sind einfach an den Haaren herbeigezogen: gerade den „Guck nicht so böse, lächle mal“ höre ich (m) beinahe täglich am Arbeitsplatz (ich bin tendenziell eher chronisch schlecht gelaunt während dieser acht Stunden Lebenszeitverschwendung). Meist gefolgt von „Der kann nicht anders“ und wenn dann ein müdes halbherziges Grinsen von mir folgt, kommt meist der Spruch „Naja, der Ansatz ist da – ist aber noch verbesserungswürdig“. So what?

    Was an dem Artikel weiterhin auffällt: den Artikel selber kann man als Bullshit abhaken. Die Kommentare sind interessant – vor allem die, die man nicht mehr lesen kann, da wegmoderiert.
    Sehr vielsagend, wie neuerdings eine Debatte geführt wird.
    Es mag ja legitim sein, daß man über essentielle Dinge auch mal „erhitzt“ diskutiert – solange keine persönlichen Angriffe oder Beleidigungen enthalten sind, ist das nicht nur völlig legitim sondern auch notwendig. Gerade bei solchen Themen, die das soziale Miteinander regeln (wobei ich dennoch den Standpunkt vertrete, das DIESES Thema keiner erhitzten Debatte bedarf – jedenfalls nicht unter vernunftbegabten Menschen).
    Sieht das in der Praxis so aus, wenn ein Konsens jeden Tag neu verhandelt wird (wie das eine Grünen(?) Politikerin mal gefordert hat)?
    Ich hab das mal anders gelernt: zuhören, über die Gegenargumente nachdenken, bessere Argumente finden – oder so 😉 Von mundtot machen stand da jedenfalls nix dabei.

    Like

    • Mehr als das, was da steht, weiß ich auch nicht.
      Da ein großer Teil der Äußerungen nicht wirklich schlimm ist, nehme ich an, sie haben nicht viele wirklich verletzende oder herabwürdigende Sprüche gehört.

      Langjährige Kollegen gehen anders miteinander um als z.B. die Kunden eines Dienstleisters mit dessen Mitarbeitern. Da sollte man schon etwas differenzieren.

      Die Kommentarpolitik ist ein trauriges Thema. Unliebsame Meinungen soll wohl kein unbefangener Leser zu Gesicht kriegen.
      Auch wenn ich hier gelegentlich auf ein feministisches Blog verlinke, wird der Pingback normalerweise nicht freigeschaltet (seltene Ausnahmen gibt es).

      Like

  7. Leser schreibt:

    Scheint so zu sein, dass die Zeit an dem Thema dran bleibt und versucht, es nicht nur einseitig zu beleuchten: http://www.zeit.de/arbeit/2017-10/sexuelle-belaestigung-mann-arbeit/komplettansicht

    Like

  8. Pingback: Artikel auf @zeitonline: „Rate mal, was ich gerne mit dir machen würde!“ | ☨auschfrei

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..