Zeit-Interview: „Sheconomy“

Eigentlich wollte ich dem Interview mit Christiane Funken in der Zeit über ihr Buch „Sheconomy“ keine größere Aufmerksamkeit widmen, da es sich hauptsächlich auf das übliche Buzzword-Dropping beschränkt.
Aber während hier einige Batches durchlaufen, habe ich ein wenig Zeit für die eine oder andere Anmerkung.

Die Autorin behauptet:

das erfordert viel Einfühlungsvermögen, Offenheit und Integrationskraft, aber auch Konfliktfähigkeit und psychologische Gespür für die Empfindlichkeiten der Kunden – Anforderungen, für die Frauen besonders gut vorbereitet sind.

Und begründet dies auf Nachfrage mit:

Mädchen wachsen in einer Welt auf, in der ihnen ständig erzählt wird, dass sie empathischer seien als Jungen. Und dass sie besser kommunizieren könnten. Und wer glaubt, in einer Fähigkeit besonders gut zu sein, ist es am Ende auch.

Es mag jeder selbst beurteilen, inwieweit er diese Argumentation für schlüssig hält.

Der größte Teil des Interviews ist nichtssagendes Blabla, das sich aber hervorragend für Bullshit-Bingo eignen würde, und offenbart ein völlig unrealistisches Bild von der Arbeitswelt, bei der alle Mitarbeiter automatisch Kundenkontakt haben.
Der obligatorische Karrieretipp, mit „Verbündeten“ zu netzwerken, darf auch nicht fehlen.

Es endet schließlich mit:

Moderne Frauen wollen Macht, um die Strukturen und Kulturen zu ändern, unter denen die Generationen vor ihnen gelitten haben. Um neue Ideen durchzusetzen, um Fürsprecher für Projekte zu finden und um Einfluss auf die Entwicklung der Arbeitswelt im Sinne der Frauen zu nehmen.

Mich rührt vor allem die Formulierung, dass Generationen so sehr „gelitten“ hätten.
Wenn das kein Argument ist, als Arbeitgeber bevorzugt Frauen einzustellen, was dann?

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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16 Antworten zu Zeit-Interview: „Sheconomy“

  1. rotepilleblog schreibt:

    Und solche Autorinnen verkaufen massig Bücher. Ihre Zielgruppe ist gross: unattraktive Frauen über 35

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  2. Matze schreibt:

    Jungen wachsen in einer Welt auf, in der ihnen ständig erzählt wird, dass sie dümmer seien als Mädchen. Und dass sie schlechter in der Schule könnten. Und wer glaubt, in einer Fähigkeit besonders schlecht zu sein, ist es am Ende auch.

    http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/bildungsforscher-ueber-jungen-vorurteile-bewirken-schlechtere-leistung-a-930380.html

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    • In die negative Richtung funktioniert diese Art der Beeinflussung deutlich wirksamer, weil sie das Selbstvertrauen untergräbt und die Motivation nimmt.
      Wenn positive Eigenschaften so einfach erzeugt werden könnten, nur weil man sie täglich eingetrichtert bekommt, wäre das toll. Ist bloß leider bei weitem nicht so wirksam.

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  3. Plietsche Jung schreibt:

    Bullshit Bingo kostet bei uns in der Firma 5€ in die Kaffeekasse.
    Ich kaufe das Buch jedenfalls nicht.

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  4. idgie13 schreibt:

    Bei dem Titel hatte ich schon gar keine Lust den Artikel zu lesen (hatte ihn auch gesehen auf ZON). Nach Deinem Eintrag hat sich die Lust nicht vergrössert. Warum kann man nicht einfach die am besten geeignete Person auswählen – unabhängig vom Geschlecht? Ich versteh das einfach nicht.

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  5. Pingback: Artikelsammlung 20.11.2016 | stapelchipsblog

  6. Imion schreibt:

    @anne
    off topic: Tut mir leid, ich schreibe und diskutiere sehr gern mit dir, aber auf allesevolution kann ich das nicht, da 90% meiner Posts einfach gelöscht werden.

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