Zeit für einen Neuen Feminismus

Laut einem Toleranzpapier der EU gibt es Pläne, „Antifeminismus“ zu verbieten.

Laut der Definition, die ich einmal von einer Feministin gelesen habe, ist „Antifeminist“, wer Feminismus „pauschal ablehnt“.
Das bin ich also nicht (ich sehe mich als Feminismuskritikerin), denn ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass vom Feminismus einmal etwas Vernünftiges kommt.

Wenn es stimmt, dass ein wirksames Verbot des Antifeminismus am Bestimmtheitsgrundsatz scheitern würde, dann geht es tatsächlich nur um Wordklauberei.

Ich würde einen neuen Feminismus befürworten und unterstützen, der im Wesentlichen die folgenden Positionen vertritt:

  • Ein Feminismus, der Frauen als mündige Menschen begreift, die fähig sind, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, und selbst die Verantwortung für deren Konsequenzen zu übernehmen.
  • Ein Feminismus, der Frauen nicht als stets unterdrückte, benachteiligte und diskriminierte Opfer darstellt.
  • Ein Feminismus, der Männer nicht als Gegner, sondern als komplementäre Partner sieht, deren Bedürfnisse und Belange ebenfalls eine Berechtigung haben.
  • Ein Feminismus, der konstruktive Konzepte bietet, die das Miteinander von Männern und Frauen erleichtern, und Verständnis füreinander propagiert.
  • Ein Feminismus, der keine ungerechtfertigten Vorteile für Frauen auf Kosten der Männer fordert.
  • Ein Feminismus, der die Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht als Ärgernis, sondern als Freude sieht.
  • Ein Feminismus, der jedem individuellen Menschen Respekt entgegenbringt.
  • Ein Feminismus, der sich von anderen Feminismen distanziert, sofern sie sich nicht mit den o.g. Punkten vereinbaren lassen.

Man wird doch mal träumen dürfen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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19 Antworten zu Zeit für einen Neuen Feminismus

  1. Fiete schreibt:

    Ich habe ein wenig den Eindruck, daß Deinen Feminismus besser Humanismus, oder so ähnlich, genannt werden könnte 😉

    Ganz im Ernst, beim Maskulismus sehe ich es im Prinzip genau so. Mal abgesehen davon, daß er z.Zt. durchweg für Gleichberechtigung und gleiche Wertschätzung eintritt, könnte sich das ganz flott ändern, wenn er staatstragende Doktrin wäre.
    V.dh. bleibe ich stur wie ein Esel dabei, kein Masku zu sein, sondern einfach nur humanitär und ansonsten Kinderrechtler.
    Was aber nicht im geringsten heißen soll, daß ich etwas gegen Frauen- o. Männergruppierungen aller Art hätte, aber eben bitte auf kooperativer u./o. sich gegenseitig ergänzender, konstruktiver Basis.

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    • Nach meinem Verständnis fehlt (im Sinne von: ist nicht vorhanden) dem Humanismus die Information über das Geschlecht.
      Diese Reduktion allein auf das „Mensch-Sein“ mag seine Berechtigung in anderen Kontexten haben. Wenn es aber speziell um die vielfältigen Relationen zwischen Männern und Frauen, oder sonstige geschlechtsabhängige Situationen geht, macht der Humanismus dazu keine Aussage.

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      • Fiete schreibt:

        Nicht zuletzt deshalb schrieb ich auch, „humanitär“ und nicht „Humanist“ im letzten Kommentar, als Selbstzuweisung. Ich denke, der Ismus gibt schon zu sehr die Richtung vor, beim Humanismus also in dem, Fall auch die Nichtrichtung ;-):

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  2. elmardiederichs schreibt:

    Solche Diskussionen um eine Erneuerung des Feminismus gibt es ja oft. Die zentrale Frage ist immer, warum man ein humanistisches Unternehmen – so wie du es skizziert hat – Feminismus nennen will. Will man eine Doppelbelegung vermeiden, dann muß es begriffliche Traditionen geben, die in der neuen Bewegung fortgesetzt werden. Welche sind das in deinem Fall?

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    • Zur Abgrenzung zum Humanismus habe ich gerade schon Fiete geantwortet.
      Diese Art von von mir vorgeschlagenem Feminismus (nicht „mein“ Feminismus) zeichnet sich trotzdem noch durch eine weibliche Perspektive aus, die primär die Interessen von Frauen vertritt. Im Gegensatz zum herkömmlichen Feminismus richtet sich dies aber nicht zwangsläufig gegen Männer. Das Ziel ist – trotz weiblicher Sichtweise – ein für beide Geschlechter günstiger Zustand. Win-Win.

      Würdest du denn den von mir genannten Positionen zustimmen? Oder siehst du bei dem einen oder anderen Punkt Probleme?

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      • elmardiederichs schreibt:

        Humanismus ist sicher kein besonders griffiges Konzept, da muß man sich schon was einfallen lassen, um dem Leben einzuhauchen – keine Frage. Andererseits kommt bei dem label die Frage nach der Geschlechtergleichheit gar nicht erst auf.

        Wer also Fraueninteressen vertreten will, der muß nicht nur sagen, wo die Klasse der Frauen als Klasse steht und wohin sie als Klasse wollen, sondern auch darlegen, warum die anderen sozialen Klassen nicht um die Resourcen konkurrieren.

        Falls sie doch konkurrieren, dann kann man das entweder für blöd halten und eine Soziologie nach Parcons betreiben oder das als Motor der gesellschaftlichen Entwicklung betrachten – Dahrendorf läßt grüßen.

        Wenn aber eine soziologische Position Feminismus heißt, dann geht es normativ immer um Gleichheit und Unabhängigkeit mit bzw. von Männern und deskriptiv immer um die Analyse von Macht und Herrschaftstrukturen sowie deren Reproduktion zwischen Geschlechterklassen – aus der Nummer kommt man unter keinen Umständen raus, never.

        Die feministischen Strömungen interpretieren „Geschlecht“, „Macht“ und „Herrschaft“ nur unterschiedlich, die Trennung von sex und gender ist eine Variante, der Biologismus der 2. Welle eine Alternative und Herrschaft wird in der 3. Welle gerne in einen absurden Sprachidealismus verpackt. Möchtest du diesen Interpretationen was hinzufügen? Humanisten z.B. würden bestreiten, daß Macht und Herrschaft zentrale, die soziale Realität analysierende Begriffe sind und behaupten, daß alle Gesellschaft kooperativ sind und Geschlechterungleichheiten ungerechte kooperative Gleichgewichte sind. Feminsten hingegen würden das gar nicht verstehen.

        Ansonsten scheint mir die Vorstellung, daß Frauen mündige Menschen sind, die ihre eigenen Entscheidungen treffen, und selbst die Verantwortung für deren Konsequenzen übernehmen, normal – aber wo Frauen das nicht tun, sondern das den Männern überlassen, liegt ein kooperatives Gleichgewicht vor mit Vor- und Nachteilen für beide Beteiligte. Doch das ist kein Problem des Geschlechtes, sondern hier korrespondieren Verhaltengewohnheiten miteinander und jedes Geschlecht kann prinzipiell auf jeder dieser Seiten stehen – was in der Realität auch passiert.

        Natürlich mag es akzeptierter sein, daß Frauen passiver sind. Aber sowie besondere Bedingungen eintreten, ändert sich die Lage und das wird nicht gesehen. Im Humanismus sollte das alles ausführlich zur Sprache kommen. Geschlechterklassen sind in meinen Augen bei dieser Sache erstens künstliche und zweitens hinderliche Konzepte, denn die wahren Interessen – für die man Lobby definieren könnte – sind Interessen, einige kooperative Gleichgewichte anderen kooperativen Gleichgewichten vorzuziehen.

        In diesem Sinne könnte man sagen, daß die Körnigkeit der sozialen Realität nicht durch Personen und ihrer Merkmale gebildet werden, sondern durch Kooperationen und ihre Eigenschaften und folgen. Das ist ein enormer Unterschied und wer „Feminismus“ sagt, kann Letzteres nicht haben.

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  3. Plietsche Jung schreibt:

    Was für ein Mist !
    Haben wir keine anderen Sorgen ?

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    • Wer keine ernsthaften Probleme hat, konstruiert sich eben welche.

      Wie ist das mit dir? Was hältst du von den Punkten, die ich aufgelistet habe? Könntest du dich mit so einer Feminismus-Variante anfreunden?

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      • Plietsche Jung schreibt:

        Deine Feminismus teile ich schon seit langem, insofern auch die Punkte, die du schreibst.

        Feminismus ist zum Teil konstruiert, zum Teil ist etwas dran, aber ich gehöre nicht zu der Generation oder Mindset, der Frauen in eine gesonderte Ecke stellt.
        Ich wundere mich allerdings im Gegenzug, was Frauen teilweise an Männern beanspruchen und (stillschweigend) einfordern, was das ggf. mit Höflichkeit gegenüber Frauen begründet wird.

        Akzeptanz kommt meiner Meinung nach durch Erziehung, Erfahrung und Selbstbewusstsein.

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  4. Der Felix schreibt:

    Ich habe bei solchen Definitionen Zahnschmerzen.

    „Ein Feminismus, der Frauen als mündige Menschen begreift, die fähig sind, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, und selbst die Verantwortung für deren Konsequenzen zu übernehmen.“

    Das unterstellt, der „normale“ Feminismus täte das nicht. Wie aber kommt man darauf? Doch nur dadurch, dass man auf alle „Beschwerden“ eigentlich die Antwort „selbst dran schuld“ geben möchte. Gender Pay Gap? Selbst dran schuld. Frauen machen 80% des Haushalts und der Kindererziehung? Selbst dran schuld. Etwa 15% aller Frauen sind schon mal vergewaltigt oder sexuell missbraucht worden (Quelle ist das Bundesamt für Familie usw.)? Selbst dran schuld.

    So eine Einstellung ist natürlich super bequem für diejenigen, die davon profitieren. Man muss nichts ändern, die anderen sind selbst an ihrer Lage schuld.

    „Ein Feminismus, der Frauen nicht als stets unterdrückte, benachteiligte und diskriminierte Opfer darstellt.“

    S.o.

    „Ein Feminismus, der Männer nicht als Gegner, sondern als komplementäre Partner sieht, deren Bedürfnisse und Belange ebenfalls eine Berechtigung haben.“

    Das ist zwar in Ordnung, aber oftmals bedeuten die Bedürfnisse der Männer eben auch eine Einschränkung der Frauen. Und das bedeutet, dass diese Einschränkungen letztlich gesellschaftlich ausgefochten werden. Wer Interessen von Frauen vertritt, der wird Männer oftmals als Gegner haben, so wie diejenigen, die die Interessen der Ökologie vertreten, eben oftmals die Industrie als Gegner haben. Das liegt in der Natur der Sache; ein Feminismus, der sich hier immer wegduckt, hat keinen Nutzen.

    „Ein Feminismus, der konstruktive Konzepte bietet, die das Miteinander von Männern und Frauen erleichtern, und Verständnis füreinander propagiert.“

    Das ist im modernen Feminismus aber durchaus enthalten. Es sei denn, die Forderung nach gleichen Belastungen in Haushalt und Kindererziehung wäre bereits unzumutbar und störe massiv das Miteinander von Männern und Frauen.

    „Ein Feminismus, der keine ungerechtfertigten Vorteile für Frauen auf Kosten der Männer fordert.“

    Eine Selbstverständlichkeit, niemand sollte ungerechtfertigte Dinge fordern, und niemand behauptet von sich selbst, ungerechtfertigte Dinge zu fordern. Aber was gerechtfertigt ist, da gehen die Meinungen schnell weit auseinander…

    „Ein Feminismus, der die Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht als Ärgernis, sondern als Freude sieht.“

    Jetzt wird es kritisch, und es gibt Gründe, warum dieser Ansatz als frauenfeindlich gilt. Nicht umsonst versuchen islamistische Gruppierungen (wie z.B. die Muslimbrüder in Ägypten) immer, solche oder ähnliche Statements in Gesetze zu gießen. „Männer und Frauen sind unterschiedlich“. „Männer und Frauen ergänzen einander“. Die perfekte Vorlage für anschließende Frauenunterdrückung. Und nicht umsonst betonten die Sklavenhalter des 19. Jahrhunderts immer die Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen. Das ist einfach ein extrem guter Hebel, um jede Ungerechtigkeit und Unterdrückung zu begründen.

    „Ein Feminismus, der jedem individuellen Menschen Respekt entgegenbringt.“

    Sollte an sich auch beim modernen Feminismus so sein. Wenn Feministen/Feministinnen das nicht tun, disqualifizieren sie sich selbst.

    „Ein Feminismus, der sich von anderen Feminismen distanziert, sofern sie sich nicht mit den o.g. Punkten vereinbaren lassen.“

    Logisch, aber vermutlich wird man mit obigen Punkten ohnehin eher mit Maskulisten übereinkommen als mit Feministen.

    Vermutlich ist es nicht ganz so arg gemeint, aber die Punkte lassen sich leicht zusammenfassen in „Frauen sind halt unterschiedlich, selbst dran schuld, haltet den Mund, stellt keine Forderungen, die der Mann nicht will, und seid glücklich darüber, wie es ist.“ Applaus bekommt man da vermutlich eher von Seiten, von denen man das eigentlich nicht will.

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    • Es scheint, dass deine Auffassung des Begriffs „Unterschiede“ sehr auf ein Gut-Schlecht-Schema reduziert ist.
      Aber das ist völlig unangebracht.
      Männer und Frauen haben nun einmal unterschiedliche Fähigkeiten und Bedürfnisse, ohne dass das eine grundsätzlich schlechter oder besser wäre. Sie sind nur „anders“.
      Falls das Einschränkungen für das jeweils andere Geschlecht zur Folge hat (was es nicht zwangsläufig hat), so gilt das umgekehrt genauso.

      Selbst dran schuld.

      Die meisten Frauen sind mit ihrer Situation durchaus zufrieden. Nur der Feminismus versucht ihnen einzureden, wie benachteiligt und unterdrückt sie doch durch das böse Patriarchat seien.
      Frauen haben heutzutage alle Chancen und Möglichkeiten. Wenn sie sie größtenteils nicht ergreifen, so ist das ihre eigene Entscheidung.

      Warum sind Statements wie ‚“Männer und Frauen sind unterschiedlich“, „Männer und Frauen ergänzen einander“ Die perfekte Vorlage für anschließende Frauenunterdrückung‘ oder „frauenfeindlich“?
      Mit gleicher Berechtigung könnte man argumentieren, das solche Aussagen männerfeindlich seien.

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  5. Der Felix schreibt:

    Erst einmal danke für die Antwort. Ich will das gerne anhand eines anderen Beispiels erklären.

    Warum kämpfen seit vielen Jahrzehnten Schwarze in den USA darum, dass das Argument „Schwarze und Weiße sind unterschiedlich“ als rassistisch gilt – und warum ist das mittlerweile auch dort anerkannt? Man könnte doch argumentieren, dass das genauso weißenfeindlich wie schwarzenfeindlich wäre.

    Ist es aber in der Praxis nicht. Die Aussage „die sind anders als wir“ bewirkt zunächst einmal, dass man sich nur noch wenig Mühe gibt, sich in die anderen hineinzuversetzen. Wozu auch, man kann „die“ nicht verstehen, sie sind einfach anders. Das gilt natürlich für beide Seiten, und könnte genauso gut den Boden für Frauenfeindlichkeit wie für Männerfeindlichkeit bereiten. Aber in der Realität gibt es Machtunterschiede, und nur die, die gesellschaftliche Macht haben, können diese Feindlichkeit auch ausleben. Natürlich konnten die schwarzen Sklaven auch ihre weißen Herren verachten (und haben das oft auch getan), aber das hatte nicht dieselben Konsequenzen wie umgekehrt, weil die Schwarzen damals keine Macht hatten.

    Außerdem lässt sich mit dem Argument „wir sind unterschiedlich“ prinzipiell alles rechtfertigen. Ein besonders dramatisches Beispiel sind Vergewaltigungsmythen – die in vielen Kulturen verwurzelte Behauptung, Frauen würden prinzipiell vergewaltigt werden wollen oder dies sei zumindest „natürlich“ und Frauen würden darunter gar nicht wirklich leiden. Eine ähnliche These hat übrigens auch Sigmund Freud in die Welt gesetzt.

    Wenn man Männer mit diesen Einstellungen fragt, wieso das so sein soll, immerhin würden sie ja wohl auch nicht vergewaltigt werden wollen, antworten sie „Frauen sind halt anders“, und fertig ist das Thema. So wie die weißen Plantagenbesitzer seinerzeit antworteten „Schwarze sind halt anders, die Sklavenmentalität liegt ihnen im Blut“. Jede noch so große Ungerechtigkeit kann einfach weggeredet werden, indem man einfach behauptet, „die sind halt anders“. Das schaltet die Empathie aus, und dann können die absurdesten Sachen behauptet werden. Ich habe das aktuell erst gerade wieder in der Flüchtlingskrise erfahren dürfen, als mir jemand auf die Frage „Wieso sollen denn die Flüchtlinge unsere Kultur zerstören wollen? Wenn Du fliehen müsstest, wärst Du doch auch froh und dankbar, wenn Du irgendwo aufgenommen würdest?“ antwortete: „Ja, aber Muslime sind einfach anders als wir.“

    Deswegen halte ich die Idee „Frauen und Männer sind einfach anders“ für brandgefährlich und einen Freifahrtschein für Unterdrückung. Stattdessen würde ich an die Sache herangehen, indem ich zunächst einmal annehme, dass Frauen und Männer gleich sind, bis auf die Punkte, bei denen Unterschiede bewiesen wurden. Männer werden nicht schwanger, Frauen sind im Mittel körperlich schwächer als Männer. Aber eine allgemeine Einstellung der Form „wir sind halt unterschiedlich, freuen wir uns darüber“? Nein. Darüber freuen sich nur die, die jeweils die Macht haben.

    Und nur um das nochmal klarzustellen, ich bin keineswegs der Meinung, Frauen seien besser als Männer (oder umgekehrt). Ich bin fest der Überzeugung, würden Frauen fast alle Spitzenposten und den meisten gesellschaftlichen und politischen Einfluss besitzen, und würde man „Frauen und Männer sind einfach anders“ vertreten, dann würden die Männer unterdrückt werden. Das ist aber genausowenig erstrebenswert wie andersherum.

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    • Danke für deine ausführliche Antwort.
      Ich erkenne dein Argument, dass die Aussage von Unterschiedlichkeit missbraucht werden kann, durchaus an.
      Aber das ändert nichts, dass Unterschiede zwischen Männern und Frauen bestehen, auch Unterschiede, die über die Anatomie hinausgehen. (Ich rede hier von statistischen Verteilungen, bei denen es auch Überlappungen gibt, und die nichts über den einzelnen Menschen aussagen.)
      Unterschiedliches gleich zu behandeln ist Gleichmacherei à la Prokrustes.
      Wenn ich beruflich so arbeiten würde, und A gleich B setzen würd, obwohl A ≠ B, käme nur Unsinn heraus.

      Aber eine allgemeine Einstellung der Form „wir sind halt unterschiedlich, freuen wir uns darüber“? Nein. Darüber freuen sich nur die, die jeweils die Macht haben.

      Diese Aussage impliziert, dass die „Macht“ stark einseitig verteilt sei, ohne dass die andere Seite einen Einfluss nehmen könnte.
      Das geht weit an der Realität vorbei.

      Vive la différence!

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      • Der Felix schreibt:

        An der Stelle würde mich interessieren, über welche wichtigen Unterschiede zwischen Männern und Frauen wir denn reden. Damit meine ich natürlich nicht Bartwuchs oder ähnliches, sondern gesellschaftlich relevante Dinge.

        Wann immer mir das Thema bei Diskussionen oder im Internet begegnet ist, beschränkt sich das, was Frauen angeblich besser können als Männer, auf drei Dinge:
        – Sie können besser mit Kindern umgehen
        – Sie sind dazu prädestiniert, sich um den Haushalt zu kümmern
        – Sie sind im Bereich „Empathie“ und „sozialen Kontakten“ besser.

        Alles andere ist – wenn überhaupt zwischen Männern und Frauen unterschieden wird – eher männliche Domäne. Daraus folgt dann das klassische Rollenbild, nach dem die Frau das macht, was sie demzufolge gut kann: Kinder kriegen, dann zuhause bleiben, sich um die Kinder und den Haushalt kümmern und dem Mann den Rücken freihalten.

        Jetzt gibt es natürlich einige Frauen, die mit dieser Rolle glücklich sind, die gerne Mutter und Hausfrau sind und mit ihrem Ehemann nicht tauschen wollen. Für diese Frauen ist ja auch alles in Ordnung, da muss selbst der Feminismus gar nichts machen. Es wäre auch völlig falsch, diesen Frauen einreden zu wollen, dass sie unterdrückt und in Wahrheit unglücklich seien.

        Aber der Feminismus ist nicht entstanden, weil ein paar versprengte Frauen allen anderen eingeredet hätten, dass sie unzufrieden sein müssen, sondern weil tatsächlich eine große Anzahl an Frauen mit ihrer gesellschaftlichen Situation unzufrieden war – und teilweise bis heute ist. Und bei der „Vive la différence“-Einstellung stellt sich die Frage, ob dabei etwas anderes herauskommen kann, als das, was Dietrich Schwanitz (den ich als Person durchaus schätze, obwohl er viele Einstellungen vertritt, die ich ablehne) so formulierte: Frauen sind das „kulturschaffende“ Element, Männer das „fortschrittsschaffende“ Element. Sprich: Frauen sorgen sich um Kinder, Familie und soziale Kontakte, Männer gehen zur Arbeit, machen Erfindungen, regieren und gestalten die Welt. Also letztlich das gute alte Bild der 50er Jahre.

        Wenn es das ist, worauf es letztlich hinausläuft, dann gibt es gute Gründe, dieses Bild abzulehnen. Übrigens auch für mich als Mann, weil die negativen Seiten des damit einhergehende Männlichkeitsbildes für mich inakzeptabel sind.

        Oder hast Du andere Vorstellungen von einer Welt der Unterschiede? Wie sähe die dann aus?

        (Abschließend möchte ich noch sagen, dass es sehr wohl angebracht sein kann, auch dann keine Unterschiede zwischen A und B zu machen, wenn A und B unterschiedlich sind. Gleiches Recht für alle vor Gericht wäre so ein Beispiel. Gleicher Tariflohn für alle Beschäftigten wäre ein anderes Beispiel, selbst wenn die Beschäftigten nicht alle exakt gleich leistungsfähig sind. Auch hier würde ich sagen, dass eine unterschiedliche Behandlung nur bei sehr guten Gründen akzeptabel wäre.)

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        • Von den rein körperlichen Unterschieden (die sich auch in der Gehirnanatomie wiederspiegeln) abgesehen, gibt es vielfältige im Verhalten.
          Der (angeblich?) bessere Umgang mit Kindern und Haushalt sind wohl einfach eine Folge dessen, dass nun mal Frauen Kinder austragen, gebären, (stillen) und sich daraufhin mehr mit Kindern befassen.
          Was „Empathie“ und „soziale Kontakte“ betrifft, .. hm .. da gehen die Meinungen auseinander.
          Ich will hier auch gar keine Stereotype wiederkäuen. Was „typisch“ männlich oder weiblich ist, gilt ja nicht für jedes einzelne Individuum. Das sind statistische Häufungen, aus denen sich Erfahrungswerte ableiten.

          Jetzt gibt es natürlich einige Frauen, die mit dieser Rolle glücklich sind, die gerne Mutter und Hausfrau sind und mit ihrem Ehemann nicht tauschen wollen. Für diese Frauen ist ja auch alles in Ordnung, da muss selbst der Feminismus gar nichts machen. Es wäre auch völlig falsch, diesen Frauen einreden zu wollen, dass sie unterdrückt und in Wahrheit unglücklich seien.

          Genau das versucht der Feminismus aber zu machen.

          Also letztlich das gute alte Bild der 50er Jahre.
          Wenn es das ist, worauf es letztlich hinausläuft, dann gibt es gute Gründe, dieses Bild abzulehnen. Übrigens auch für mich als Mann, weil die negativen Seiten des damit einhergehende Männlichkeitsbildes für mich inakzeptabel sind.

          Es ist dein gutes Recht, dieses Bild abzulehnen. Auch ich persönlich kann damit nichts anfangen.
          Aber es gibt genügend Menschen, die genau so leben wollen. Frauen, die in ihrer klassisch-traditionellen Rolle zufrieden und glücklich sind.
          Da empfinde ich es als anmaßend, ihnen das madig machen zu wollen.

          dass eine unterschiedliche Behandlung nur bei sehr guten Gründen akzeptabel wäre

          Manchmal (nicht immer!) gibt es durchaus gute Gründe.
          Ich verlange nur, dass man abwägen muss, ob eben genau solche Gründe gegeben sind, bevor man alles über einen Kamm schert.

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  6. Der Felix schreibt:

    Ich denke, da liegt ein Missverständnis vor, denn einerseits finde ich keine Feministinnen, die fordern würden, dass Hausfrauen gefälligst Karriere machen sollen, und andererseits gibt es zahlreiche Gegner des heutigen Feminismus, die genau das behaupten.

    Ich vermute, es liegt daran, dass Feministinnen – zu Recht – darauf hinweisen, dass Hausfrau und Mutter eine riskante Sache sind. Wenn man zuhause bleibt, sich um die Kinder kümmert und der Mann das Einkommen nach Hause bringt, dann geht man eine starke Abhängigkeit ein und muss sich auf den Mann verlassen können. Und Männer sind natürlich auch statistisch verteilt – mit manchen geht das sehr gut, bei anderen hätte man das lieber nicht getan. Manche Frauen bereuen also zehn Jahre später sehr stark, dass sie diesen Weg gewählt haben. Man kann das als Lebensrisiko verbuchen, als „selbst schuld“, oder sich dafür einsetzen, dass die Konsequenzen solcher Abhängigkeitsverhältnisse möglichst gering ausfallen. Aber das ist etwas anderes als das Bekämpfen von Müttern und Hausfrauen. Und ich kann mir vorstellen, dass für glückliche Familienmütter der Hinweis von Feministinnen auf die möglichen Probleme als Einmischung ins eigene Leben (und die Abwertung des eigenen Lebensmodells) gedeutet wird. So ähnlich wie wenn sich Raucher durch die Warnhinweise auf Zigarettenschachteln („Rauchen schadet ihrer Gesundheit!“) bevormundet fühlen, selbst wenn diese Warnhinweise korrekt sind.

    Um den Kommentar nicht zu lang werden zu lassen, nur noch ein weiterer wichtiger Punkt: Du sagst selbst, wichtiger als stereotype Zuschreibungen nach dem Motto „das ist typisch weiblich/männlich“ sind die Eigenschaften des konkreten Individuums. Aber was hat man dann von „Vive la différence“? Denn das ist ja genau das: Die Zuschreibung von stereotypen Unterschieden zu den Geschlechtern. „Wir sind halt unterschiedlich“, aber in Wahrheit sind die statistischen Unterschiede innerhalb der Geschlechter in der Regel weit größer als zwischen den Geschlechtern.

    Wenn man jetzt sagen würde „wir sind alle unterschiedlich“, dann wäre das ein pluralistisches Statement, was ich unterschreiben kann (und was auch sicherlich stimmt). Aber das ist wieder geschlechtsneutral – wozu dann die Rückbesinnung aufs Geschlecht? Große und kleine Menschen sind unterschiedlich, dicke und dünne Menschen sind unterschiedlich – übrigens auch teilweise gehirnanatomisch – aber wieso sollte man diese Kategorisierung überhaupt vornehmen?

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    • Zum einen kenne ich einige Hausfrauen, die sich durch Feministinnen bevormundet und ihre Leistungen abgewertet sehen. Das geht dann in die Richtung „zu doof um richtig zu arbeiten“.
      Zum anderen habe ich selbst vor nicht allzu langer Zeit etwas in dieser Art erlebt.
      Das sind nur Beispiele, aber keine Einzelfälle.

      Die Aussage „Vive la différence“ sehe ich auf drei verschiedenen Ebenen.
      1. Die rein anatomisch-sexuellen Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Das sollte wohl jeder heterosexuelle Mensch nachvollziehen können.
      2. Die Tatsache, dass jeder Mensch individuell und einzigartig ist.

      3. Die (statistischen!) Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Zwar gibt es durchaus Überlappungsbereiche, aber im statistischen Mittel verhalten sich Männer und Frauen unterschiedlich.
      Ich hatte einmal versucht, meine Sicht zu veranschaulichen.

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  7. Der Felix schreibt:

    Wie gesagt, ich denke nicht, dass es richtig ist, Hausfrauen abzuwerten. Aber das Argument ist auch gänzlich unfeministisch. Der Feminismus geht davon aus, dass Frauen von der Gesellschaft in eine untergeordnete Rolle gedrängt werden, obwohl sie zu mehr in der Lage wären. „Zu doof für etwas anderes als Hausfrau“ ist das Gegenteil von Feminismus, da es unterstellt, dass man selbst sich in diese (als untergeordnet angenommene) Rolle begeben habe, weil man zu nichts anderem in der Lage sei. (Außerdem ist nicht jeder, der Hausfrauen kritisiert, gleichzeitig Feminist.)

    (Übrigens ein gut gemeinter Tipp zu Deinem Link: Wenn Du typische Maskulisten-Begriffe verwendest – „(lila) Pudel“ für Männer von emanzipierten Frauen – dann begibst Du Dich in die Gefahr, dass man Dich mit WikiMANNia, MGTOW usw. identifiziert. Ich weiß nicht, ob das Deine Absicht ist, aber ich vermute mal eher nicht.)

    Zu Deinen drei Punkten: Faktisch sind alle drei richtig. Unterschiede haben wir nur bei der Bewertung von Punkt 3. Denn ich behaupte, dass ein großer Teil dieser Unterschiede keineswegs gottgegeben oder reine Biologie ist. Banales Beispiel: Wenn man Raufereien bei Mädchen sofort unterbindet, es aber bei Jungen heißt „Jungs müssen halt raufen“, dann werden nach relativ kurzer Zeit nur noch die Jungen raufen. Und dann sagt man: „Seht ihr, es liegt halt einfach in der Natur der Jungen, dass sie raufen.“ Dann verwendet man zwar den Begriff „natürlich“, hat aber genau das erwartete Ergebnis zuvor durch Erziehung erzeugt.

    Und damit sind wir wieder beim Kern der unterschiedlichen Ansichten: Dass die Unterschiede, die man beobachtet, gut so seien, wie sie sind. Denn wenn es alles Natur wäre, dann könnte man nichts machen, und eine heitere Gelassenheit à la „Vive la différence“ wäre wohl tatsächlich die beste Einstellung. Wäre für die Unterschiede aber maßgeblich die Gesellschaft verantwortlich, dann wäre „Vive la différence“ vor allem ein Votum dafür, bitte alles so zu lassen und nicht zu versuchen, die Gesellschaft in eine bessere Richtung zu lenken. Hier liegt einer der wesentlichen Unterschiede zwischen Feminismus und Nicht-Feminismus.

    Zum Thema Statistik denke ich, dass ich den Punkt durchaus verstanden habe (ich denke, ich habe auch verstanden, dass Dein Blogüberschriftsbild mit der rosafarbenen und der blauen Gaußkurve genau das aussagen soll). Ich argumentiere ja genauso auf statistischer Basis. Wir sind uns sicher beide bewusst, dass die Aussage „Ich kenne aber ein Beispiel, bei dem alles anders ist!“ kein argumentatives Gewicht hat.

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    • Der Feminismus geht davon aus, dass Frauen von der Gesellschaft in eine untergeordnete Rolle gedrängt werden, obwohl sie zu mehr in der Lage wären.

      s/Gesellschaft/Patriarchat/

      Raufereien:
      Soweit ich mich erinnere, wurden jegliche Raufereien so schnell wie möglich unterbunden.

      Bei deinem letzten Absatz sind wir uns einig.

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